Hier werden klassische Zeugnisse aus der Geschichte des evangelischen Glaubens wiedergegeben, damit jeder prüfen kann, ob ihn diese Website richtig darstellt. Es sind Bekenntnisse der Väter und Mütter im Glauben. Und mit ihnen in einem grundsätzlichen Konsens zu stehen, ist mir wichtig. Alle Texte sind alt genug, um keinem Urheberrecht mehr zu unterliegen. Sie sprechen eine gewöhnungsbedürftige Sprache, belohnen den Leser aber durch ihre Frömmigkeit, Tiefe und Prägnanz. Wer will, findet darin erfrischend unzeitgemäße Denkanstöße!
Hinweis zur Wiedergabe der Texte:
Obwohl die in Fraktur-Schrift gesetzten Originale sorgfältig gescannt, verglichen und korrigiert wurden, kann ich kleinere Fehler nicht ausschließen. In einigen Fällen wurden die Texte der neueren Rechtschreibung angepasst, um eine flüssigere Lektüre zu ermöglichen. Zur Zitation im wissenschaftlichen Zusammenhang ist also unbedingt das Original zu vergleichen!
Meiner Kenntnis nach sind alle Autoren, Übersetzer und Bearbeiter der benutzten Textausgaben seit mindestens 70 Jahren verstorben. Sollte trotzdem jemand der Ansicht sein, dass ich Urheberrechte verletze, so bitte ich um einen entsprechenden Hinweis. Der Text wird dann selbstverständlich umgehend entfernt!
Falls es sich nicht von selbst versteht, will ich hier ausdrücklich darauf hinweisen, dass auf dieser Website historische Texte wiedergegeben werden, die (was die interreligiöse und politische Korrektheit betrifft) nicht allen Anforderungen der Gegenwart genügen können. Auch ich als Betreiber dieser Seite würde nicht jeden Satz unterschreiben, der da zu lesen ist, hielte es aber nicht für angemessen, die Texte deshalb dem Vergessen preiszugeben oder in sie einzugreifen.
Nikolaus Hunnius (1585-1643): Glaubenslehre
„Epitome Credendorum“ (Kurzer Inhalt Dessen, Was ein Christ von Göttlichen unnd Geistlichen Dingen zu wissen und zu gleuben bedürfftig). Wie sein Lehrer Leonhard Hutter gilt auch Nikolaus Hunnius als klassischer Vertreter der lutherischen Orthodoxie. Ein vielfach übersetztes Lehrbuch der Dogmatik!
Martin Luther (1483-1546): Der kleine Katechismus
Mit Luthers kurzer Erklärung des Glaubens sind unzählige Generationen von Konfirmanden ins Christsein eingeführt worden. Bis heute unüberboten!
Altkirchliche Bekenntnisse
Apostolikum, Nizänum (381), Chalcedonense (451) und Athanasianum (um 500) beschreiben in kurzer und komprimierter Form, was die Theologen der Alten Kirche in langen und mühsamen Prozessen erarbeitet und erkannt haben.
Heinrich Bullinger, Das Zweite Helvetische Bekenntnis (1566)
Die Confessio Helvetica Posterior gehört zu den wichtigsten und verbreitetsten reformierten Bekenntnisschriften. Ursprünglich wurde sie 1561 von Heinrich Bullinger als persönliches Bekenntnis verfasst.
Martin Luther (1483-1546): Die Schmalkaldischen Artikel
Die 1536 verfassten Schmalkaldischen Artikel sind neben dem Kleinen und Großen Katechismus die einzigen lutherischen Bekenntnisschriften aus der Feder Luthers.
Philipp Melanchthon (1497-1560), Apologie der Konfession
Die Apologie verteidigt den in der Augsburgischen Konfession beschriebenen Standpunkt gegen die zwischenzeitlich vorgebrachten Argumenten der Katholiken.
Zacharias Ursinus / Caspar Olevian: Der Heidelberger Katechismus
Der am weitesten verbreitete Katechismus der reformierten Kirche! Er wurde hauptsächlich von Zacharias Ursinus erstellt und im Jahr 1563 in Heidelberg herausgegeben.
Philipp Melanchthon (1497-1560), Augsburgische Konfession
Das Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana) wurde am 25. Juni 1530 auf dem Reichstag zu Augsburg vorgelegt und wurde zur Grundlage des Augsburger Religionsfriedens.
Westminster Bekenntnis 1647
Eine in manchen reformierten Kirchen noch heute gültige Bekenntnisschrift, die von einer aus Presbyterianern bestehenden Kommission erarbeitet wurde.
Johannes Calvin (1509-1564): Der Genfer Katechismus
Calvins Theologie kann man anhand seiner umfänglichen „Institutio Christianae Religionis“ studieren. Deutlich knapper und konzentrierter findet sie sich aber im Genfer Katechismus.
Martin Luther (1483-1546): Der Große Katechismus
Luther hat keine Gesamtdarstellung des christlichen Glaubens geschrieben. Als Lehrbuch und evangelisch-lutherische Bekenntnisschrift kommt der Große Katechismus einer theologischen „Summe“ aber ziemlich nahe.
Die Lehrregel von Dordrecht (1619)
Diese reformierte Bekenntnisschrift formuliert in schroff-konsequenter Weise die Lehre der doppelten Prädestination.
Martin Günther, Populäre Symbolik (1913)
Es handelt sich um eine lutherische Konfessionskunde aus der Zeit, als man noch – ganz undiplomatisch – die „reine Lehre“ der „falschen Lehre“ gegenüberstellte. Des Umfangs wegen wird nicht der gesamte, sondern ein auf die Lehrsätze reduzierter Text wiedergegeben.
Thomas von Kempen (1380-1471), Die Nachfolge Christi
Im engeren Sinne ist die „Imitatio Christi“ ist weder ein „evangelisches“ noch ein „dogmatisches“ Werk. Sie hat aber als Klassiker der christlichen Herzensbildung und Erbauung so großes Gewicht, dass sie hier nicht fehlen darf.
„Der Franckforter“ (anonym, 14. Jh.): Theologia Deutsch
Dies herrliche Buch, das von einem Frankfurter Deutschordenspriester verfasst wurde, ist zu einiger Berühmtheit gelangt, weil Martin Luther es 1516 / 1518 herausgab und mit einer sehr lobenden Vorrede versah.
Martin Luther (1483-1546): D. Martin Luthers Antwort an Erasmus von Rotterdam, daß der freie Wille nichts sei (De servo arbitrio, 1525), in: Dr. Martin Luthers sämmtliche Schriften, hrg. von Dr. Joh. Georg Walch (Zweite Walchsche Ausgabe, St. Louis, 1880-1910), Band 18, Sp. 1668-1969
Pflichtlektüre für jeden evangelischen Theologen und (nebenbei gesagt) der gedankliche Ausgangspunkt meiner „Online-Dogmatik“. Es handelt sich hier nicht um die im Netz kursierende, stark verstümmelte Übersetzung, die (ohne dass das kenntlich gemacht würde) volle zwei Drittel des lutherschen Textes unterschlägt, sondern um die ungekürzte Übersetzung aus der Ausgabe von Walch. Nur die dort eingefügten Anmerkungen des Herausgebers wurden nicht mit übernommen.
Carl Ferdinand Wilhelm Walther (1811-1887): Die rechte Unterscheidung von Gesetz und Evangelium. 39 Abendvorträge von Dr. C. F. W. Walther. Aus seinem Nachlaß, St. Louis, Mo. 1901
Walther widmet sich mit großer Tiefe und Sorgfalt einem urevangelischen Thema und zeigt, wie fatal sich Fehler in der Verhältnisbestimmung von Gesetz und Evangelium auswirken auf Predigt, Seelsorge, Mission und persönliches Glaubensleben.
Martin Kähler (1835-1912): Der sogenannte historische Jesus und der geschichtliche, biblische Christus. Vortrag auf der Wupperthaler Pastoralkonferenz gehalten von D. Martin Kähler, Leipzig 1892
Obwohl die angestrengte Suche nach dem „historischen Jesus“ schon so oft scheiterte, brechen immer neue Suchtrupps auf mit großem Halali. Martin Kähler hat im vorliegenden Vortrag gezeigt, warum diese Unternehmungen keinen Erfolg haben können, und warum der Glaube diesen „Erfolg“ auch nicht braucht.
Leonhard Hutter (1563-1616): Inbegriff der Glaubens-Artikel aus der heiligen Schrift und den symbolischen Büchern zusammengestellt (Compendium locorum theologicorum ex scripturis sacris et libro concordiae), Leipzig 1837
Hutters Kompendium war lange Zeit der Inbegriff lutherischer Rechtgläubigkeit. Wer sich also jenseits theologischer Moden vor Augen führen will, was (eigentlich) „evangelisch“ ist, findet hier einen unverdächtigen Zeugen. Und wie sagt Maximus Confessor so richtig?: „Dogmen verschweigen heißt Dogmen verleugnen.“
August Friedrich Christian Vilmar (1800-1868): Die Theologie der Tatsachen wider die Theologie der Rhetorik. Bekenntnis und Abwehr, 3. Auflage, Marburg 1857
Vilmars heftige Auseinandersetzung mit der „wissenschaftlichen“ Theologie ist weitgehend unbekannt – und doch von erschreckender Aktualität. Denn vieles, was er mit guten Gründen angreift, ist auch nach 160 Jahren noch unverändert oder unter neuem Etikett widergekehrt.
Weisheit in Kürze (Aphorismen)
Es handelt sich nicht um ein historisches Werk, sondern um eine von mir erstellte, nach Stichworten geordnete Zitatensammlung, die nicht zur kontinuierlichen Lektüre bestimmt ist, sondern als Steinbruch dienen will, dem je nach Thema und Bedarf Denkanstöße entnommen werden können.
Ulrich Zwingli (1484-1531): Der Kommentar von der wahren und falschen Religion, 1525
Wer Zwinglis Lehre von den Sakramenten studiert, versteht schnell, warum sich Luther mit dem Schweitzer nicht über das Abendmahl einigen konnte. Trotzdem ist Zwinglis „Kommentar“ lesenswert und soll an dieser Stelle nicht fehlen.
Johann Arndt (1555-1621): Sechs Bücher vom wahren Christentum
Es ist mir eine besondere Freude, Arndts großartiges Werk hier zugänglich zu machen, denn es ist voller Tiefe, voller Trost und atmet den guten Geist lutherischer Frömmigkeit in unvergleichlicher Weise. Freilich ist es ein derart strenges Werk und eine so gehaltvolle Kost, dass Ungeübte sich leicht den Magen verderben – von einer überzeugenden Gliederung kann auch keine Rede sein. Aber das hat die Wirkung nicht gehindert: Das „Wahre Christentum“ erschien bis 1740 in 123 Auflagen, wurde in unzählige Sprachen übersetzt und kann wohl als meistgelesene und wirkmächtigste Erbauungsschrift der evangelischen Kirche gelten.
Dietrich Bonhoeffer (1906-1945): Gemeinsames Leben (1938)
Der Text umfasst nur ca. 80 konzentrierte Seiten. Aber wenn jemand einen „Neustart“ der evangelischen Kirche für nötig hält – hier könnte er beginnen! Und wäre man bereit, mit Bonhoeffers Unterscheidung von „pneumatischer“ und „psychischer“ Gemeinschaft Ernst zu machen, könnte das der theologische Ausgangspunkt einer nachhaltigen Gesundung werden!
Philipp Jakob Spener (1635-1705): Erklärung der christlichen Lehre (1677)
Der ursprüngliche Titel des Werkes lautet: „Einfältige Erklärung Der Christlichen Lehr: Nach der Ordnung deß kleinen Catechismi deß theuren Manns Gottes Lutheri. In Fragen und Antwort verfasset, Und mit nöthigen Zeugnüssen der Schrifft bewehret“. Spener legt Schritt für Schritt Luthers Katechismus aus und bietet eine solide Gesamtdarstellung des Glaubens. Der moralisierende Grundton hat zwar etwas ziemlich „unfrohes“ – und dieser Beigeschmack verdirbt vieles. Doch entschädigt Spener den Leser durch die zahllosen Schriftzeugnisse, die er seinen Antworten beigibt. Wer zu einem bestimmten Thema relevante Bibelstellen sucht, findet viele nützliche Verweise!
Johann Gerhard (1582-1637): Heilige Betrachtungen (1606)
Was für ein Buch. Johann Gerhard war einer der gelehrtesten Köpfe der lutherischen Orthodoxie – „rechtgläubiger“ geht’s nicht mehr! Und der sammelt hier aus der geistlichen Literatur der vorangegangenen Jahrhunderte das Beste vom Besten und komprimiert es in einer vergleichsweise kurzen Schrift. Mal hört man Augustin und Luther reden, mal Tauler und Arndt, dann wieder Thomas v. Kempen und Anselm v. Canterbury. Aus deren gesammelter Strenge und Süße macht Gerhard ein hochprozentiges Destillat – und es mag sein, dass es dem ungeübten Magen nicht gleich bekömmlich ist. Aber wie konnte so eine Schrift in Vergessenheit geraten?
Johannes Calvin (1509-1564): Auszüge aus der „Institutio“
Calvins Glaubenslehre ist ein grandioses, aber auch sehr umfängliches Werk. Hier werden daher nur die Auszüge aus der „Evangelischen Volksbibliothek“ wiedergegeben. Über die Textauswahl kann man natürlich streiten – sie ist wohl auf lutherische Leser berechnet. Aber um auf den Geschmack zu kommen, reicht es allemal. Und die Auslegung der Zehn Gebote ist sehr zu empfehlen!
Martin Chemnitz: Enchiridion. Handbüchlein der vornehmsten Hauptstücke der christlichen Lehre, 1574
Das Werk diente in erster Linie dem „Unterricht der Pastoren in der Visitation des Fürstentums Braunschweig“ und gibt zu einer Vielzahl dogmatischer Themen prägnant – und nicht zu weitläufig – Auskunft. Schade nur, dass Chemnitz bei den konfessionell weniger strittigen Themen (wie z.B. der Gotteslehre) pauschal auf Melanchthons Loci verweist, statt den Gegenstand selbst auszuführen!
Sören Kierkegaard (1813-1855): Zwölf Reden (dt. Übers. 1886)
Es handelt sich um Predigten, die jeweils nur einen knappen Vers auslegen, dabei aber das gesamte Gottes- und Selbstverhältnis des Hörers auf den Prüfstand stellen. Man fragt sich, wo es eine Gemeinde gibt, die das nach Form und Inhalt aufzunehmen in der Lage wäre. Aber man wünscht sich zugleich Prediger, die in dieser entschlossenen Weise „bei der Sache“ sind!
Die Theologische Erklärung der Bekenntnissynode von Barmen (1934)
Dieses Dokument ist von der Theologie Karl Barths ganz wesentlich geprägt und steht – auch wenn es oft so behandelt wird – nicht eigentlich im Rang einer „Bekenntnisschrift“.
Dietrich Bonhoeffer (1906-1945): Nachfolge (1937)
Ist das ein geistlicher Kommentar zur Bergpredigt? Eine kirchenkritische Reformschrift? Eine Grundlegung der Ekklesiologie? Bonhoeffer hat jedenfalls unmittelbar aus den neutestamentlichen Quellen geschöpft und dabei ebenso „tiefe“ wie „anstößige“ Einsichten gewonnen. Wer Christentum als „niederschwelliges Angebot“ auffassen möchte, wird an der Lektüre wenig Freude haben. Meint aber einer, er habe es im Christ-Sein schon weit gebracht – so wird ihn dieses Buch rasch heilen. Das ersten Kapitel handelt übrigens von der „billigen Gnade“ und zeichnet theologische Fehlentwicklungen nach, die bis heute keine Korrektur erfuhren!
John Knox (1514-1572) u. A.: Das schottische Glaubensbekenntnis von 1560
Knox war Galeerenhäftling, Prediger, schottischer Reformator, Widersacher der Königin Maria Stuart und Mitbegründer der presbyterianischen Kirche. Wegen seines unbeugsamen Geistes meinte der Schriftsteller Stefan Zweig, Knox sei „der eisenköpfigste, zelotischste, unbarmherzigste aller Kirchengründer und seinen eigenen Lehrer Calvin an Unerbittlichkeit und Unduldsamkeit noch übersteigend“.
Sören Kierkegaard (1813-1855): Ausgewählte Christliche Reden (dt. Übers. 1901)
Fünf der hier wiedergegebenen Reden legen auf wahrhaft feinsinnige und schöne Weise Jesu Gleichnis von den „Vögeln unter dem Himmel“ und den „Lilien auf dem Felde“ aus (Mt 6,26ff.). Drei weitere Reden widmen sich unter dem Titel „Stimmungen im Leidenskampfe“ dem christlichen Trost in Bedrängnissen und Nöten.
Matthias Claudius (1740-1815): Briefe an Andres etc.
Es handelt sich hier um Auszüge aus den „Sämtlichen Werken des Wandsbecker Boten“, die Matthias Claudius nicht vorrangig als Liederdichter präsentieren, sondern als weithin unterschätzten christlichen Denker, der Herzenswärme und Klarheit ebenso leicht und natürlich verbindet wie Frömmigkeit und freien Geist, Humor und Tiefe. Die Klugheit derer, die sich nicht klug dünken, vermittelt wohl keiner so fröhlichen Sinnes wie Claudius!
Jochen Klepper (1903-1942): Lieder
Klepper ist als Theologe, Journalist, Schriftsteller und Liederdichter hinreichend bekannt. Und seine Texte sprechen sowieso für sich. Unser „neueres Liedgut“ kann da hinsichtlich der geistlichen Substanz nicht mithalten – von „Kirchentagsschlagern“ ganz zu schweigen...
Sören Kierkegaard (1813-1855): Zur Selbstprüfung der Gegenwart empfohlen, 1851
Es erfordert Geduld und Konzentration, Kierkegaards Schriften mit Gewinn zu lesen. Doch gibt es kein wirksameres Mittel gegen theologische Müdigkeit als die Auseinandersetzung mit dem großen Dänen! Das erste Hauptkapitel (S. 52 ff.) der hier wiedergegebenen Schrift enthält dringende Anfragen an die Hermeneutik der Gegenwart!
Philipp Jakob Spener (1635-1705): Pia desideria, 1675
Diese vergleichsweise kurze Schrift enthält das Reformprogramm des Pietismus und hat kirchlich wie theologisch weitreichende Wirkungen entfaltet. Veraltet ist das Programm insofern, als Spener noch von der Rechtgläubigkeit und Kirchlichkeit seiner evangelischen Zeitgenossen ausging und lediglich das Fehlen geistlicher Früchte beklagte. Er setzte Orthodoxie voraus, die er durch Orthopraxie „verlebendigen“ wollte. Im 21. Jahrhundert können wir an solche Voraus-setzungen nicht mehr anknüpfen – und sind darin eindeutig einen Schritt weiter (bergab!).
Claus Harms (1778-1855): 95 Thesen ( zum Reformationsjubiläum 1817 )
Die theologische Bewegung des Neuluthertums verdankt sich zu einem guten Teil den Denkanstößen Claus Harms. In 95 Thesen begründet er, warum die evangelische Kirche zum Reformationsjubiläum 1817 wenig Anlass zum Feiern hat – aber viel Anlass zu Besinnung und Buße. Ist heute alles anders? Ach, könnte man doch sagen, dieser Text sei veraltet und ohne aktuelle Bezüge!
Charles Haddon Spurgeon (1834-1892): Glaube nur
Bei dem Traktat „Glaube nur“ handelt es sich um eine erweiterte Auslegung von Joh 3,18 („Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet“), in der alle wesentlichen Bestandteile der Rechtfertigungslehre zur Sprache kommen. „Akademische“ Theologen rümpfen über den Volksmissionar Ch. H. Spurgeon zwar gern die Nase. Doch seine geistgetriebene Beredsamkeit ist ohnegleichen. Und eine schönere und nachdrücklichere Einladung zum christlichen Glauben kenne ich nicht!
Theologische Impulse von A bis Z
Dies ist kein Werk der Vergangenheit, sondern eine alphabetische Zusammenstellung kürzerer Definitionen und Meditationen, die als Denkanstösse zur begrifflichen Klärung dienen können - im Wesentlichen eine "Blütenlese" aus den oben aufgeführten Werken!
Adolf Hoenecke (1835–1908): Lehrsätze
Hoenecke ist in der deutschen Theologie weitgehend unbekannt, weil er schon mit 28 Jahren in die USA auswanderte (Wisconsin). Seine Dogmatik liegt aber in deutscher Sprache vor und enthält so viel Kluges, dass ich hier zumindest die zentralen „Lehrsätze“ vorstellen und in das Inhaltsverzeichnis des vierbändigen Werkes einordnen will. Die Entfaltung und Begründung der oft treffenden Definitionen muss der Interessierte dann im Internet-Archive (https://archive.org/) nachlesen. Dort kann man aber auch jeden Band im PDF-Format herunterladen!
Johann Gerhard (1582-1637): „Tägliche Übung der Gottseligkeit“
Es handelt sich schlicht um eine Sammlung von Gebeten. Und wie es bei einem Gelehrten dieses Formats nicht anders zu erwarten ist, sind sie von theologischer Reflektion gesättigt. Sie wirken deswegen aber keineswegs „lehrhaft“. In einem „Anhang“ finden sich zusätzlich „Morgen- und Abendsegen“, sowie weitere Gebete Johann Habermanns, die denen Gerhards nicht nachstehen. Beide Teile bieten schöne Vorlagen für Pfarrer, die mit ihrer aktuellen Agende nicht glücklich sind!
Johann Gerhard (1582-1637): „Tröstliches Handbüchlein wider den Tod und die Anfechtungen beim Todeskampfe“
Wer wissen will, was evangelische „Seelsorge“ ist, und wie „Sterbebegleitung“ aussehen kann, findet es in Gerhards Handbüchlein anschaulich dargestellt. Man wird vielleicht einwenden, das Muster sei heute nicht mehr anwendbar, weil es zwischen Seelsorger und Sterbendem einen geistlichen Grundkonsens voraussetzt – bei Gerhard tröstet und mahnt ein Christ einen Christen durch christliche Wahrheit! Aber was sonst sollte evangelische „Ars moriendi“ auch sein? Wo keine Glaube ist, ist auch kein Trost. Und wohlmeinendes Psychologisieren ersetzt dem Sterbenden weder das eine noch das andere.
Heinrich Müller: Geistliche Erquickstunden (1666)
Es ist selten, dass ein hoch gebildeter Kopf noch in kurzen Sätzen zu reden versteht. Doch Heinrich Müller zeigt wie’s geht, beginnt mit bäuerlichen Schüttelreimen und endet wie von selbst in christlicher Weisheit. Er klingt zunächst, als wollte er nur nebenher ein paar Bemerkungen hinwerfen. Und doch hat er dem Leser nach ein paar Zeilen mächtig zu denken gegeben. Man lasse sich also von dem grauslichen Titel der Sammlung nicht abschrecken. Müllers Andachten sind durchaus Johann Arndt und Johann Gehard zur Seite zu stellen!