„Wenn du nicht kannst dein Kreuz mit Freuden aufnehmen, wie sichs denn wohl gebühret, so nimm es zum wenigsten mit Geduld und Demut auf, und laß die göttliche Vorsehung und den göttlichen Willen Gottes allezeit deinen Trost sein. Denn Gottes Wille ist allezeit gut, und suchet in allen Dingen unser Bestes und unsere Seligkeit. Will dich Gott traurig oder fröhlich haben, im Geist arm oder reich, niedrig oder hoch, geehrt oder ungeehrt, so wisse, dass dirs alles gut ist, und dass es also sein Wohlgefallen ist. Und Gottes Wohlgefallen soll auch dein Wohlgefallen, ja dein Trost sein, dass Gott mit dir handelt, wie es ihm wohlgefällt, und dass er dadurch deine Seligkeit suchet.“ (Johann Arndt)
„Niemand empfindet Christi Leiden so herzlich, wie der, dem Ähnliches zu leiden auferlegt wird. Das Kreuz ist also stets bereitet und wartet überall auf dich. Du kannst ihm nicht entfliehen, wohin du auch gehst; denn wohin du auch kommen magst, bringst du dich selbst mit und wirst immer dich selbst finden. Wende dich nach oben, wende dich nach unten, wende dich nach außen, wende dich nach innen, und allenthalben wirst du Kreuz finden; denn es ist notwendig, dass du überall Geduld behaltest, wenn du innern Frieden haben und die ewige Krone verdienen willst. Trägst du das Kreuz gern, so wird es auch dich tragen und wird dich zum erwünschten Ziele führen, wo nämlich das Leiden ein Ende nehmen wird, obwohl es hienieden nicht sein mag. Wenn du es aber ungern trägst, so machst du dir eine Last und beschwerst dich selbst um so mehr und dennoch musst du es tragen. Ja, wirfst du ein Kreuz ab, so wirst du ohne Zweifel ein anderes finden und vielleicht ein schwereres. Glaubst du dem zu entrinnen, dem noch kein Sterblicher entgehen konnte? (…..) Das ganze Leben Christi war Kreuz und Marter, und du suchest dir Ruhe und Freude? Du irrest, du irrest, wenn du etwas Anderes suchst, als Trübsal zu leiden; denn dieses menschliche Leben ist voller Elend und ringsher mit Kreuzen gezeichnet. Und je höher Einer im Kreuze fortgeschritten ist, um so schwereres Kreuz findet er oft, weil seine Pilgerschaft ihm um so peinlicher wird, je mehr die Sehnsucht nach der Heimat wächst. Dennoch ist der so vielfach Bedrängte nicht ohne lindernden Trost, weil er fühlt, dass ihm die größte Frucht aus dem Ertragen seines Kreuzes zuwachse. Denn indem er sich ihm freiwillig unterwirft, verwandelt sich alle Last der Trübsal in Zuversicht auf Gott. Und je mehr das Fleisch durch Drangsal geschwächt wird, desto mächtiger wird der Geist durch innerliche Gnade gekräftigt.“ (Thomas von Kempen)
„Was hast du verbrochen, teuerster Gottessohn, dass du also gerichtet wardst? Was war die Ursache deines Todes, was der Grund deiner Verdammung? Ich, ich bin die Geißel deines Schmerzes, ich habe dich ans Kreuz gebracht mit allen seinen Qualen. O über den wunderbaren Rechtsspruch und geheimnisvollen Ratschluss! Es sündigt der Gottlose, und bestraft wird der Gerechte; was der Böse verdient, leidet der Gute; was der Knecht verschuldet, bezahlt der Herr; was der Mensch begeht, nimmt Gott auf sich. Wie tief, o Gottessohn, hat sich deine Demut herabgelassen! Wie herrliche Gnade, wie hohe Güte, wie innige Liebe, wie großes Mitleid hast du gezeigt! Ich tue Übels, du trägst die Strafe; ich bin stolz, du erniedrigst dich; ich bin unmäßig, du leidest Hunger; ich suche nach Vergnügen, du lässt dich mit Nägeln durchbohren; ich koste die Süßigkeit des Apfels, du die Bitterkeit der Galle. Mit mir lacht und freut sich Eva; mit dir weint und leidet Maria.“
Anselm (+1109)