VERKÜNDIGUNG

 

„Die Verkündigung der Boten ist kurz und klar. Sie melden den Anbruch des Gottesreiches, sie rufen zur Umkehr und zum Glauben. Sie kommen in der Vollmacht des Jesus von Nazareth. Ein Befehl wird ausgerichtet, und ein Angebot wird gemacht in höchster Autorisierung. Damit ist alles geschehen. Weil alles von größter Einfachheit und Klarheit ist und weil die Sache keinen Aufschub leidet, darum bedarf es keiner weiteren Vorbereitung, Diskussion, Werbung. Ein König steht vor der Tür, jeden Augenblick kann er kommen: Wollt ihr euch unterwerfen und ihn demütig empfangen, oder wollt ihr, dass er euch in seinem Zorn vernichte und töte? Wer hören will, der hat hier alles gehört; der kann auch den Boten nicht aufhalten wollen, denn der muss weiter in die nächste Stadt. Wer aber nicht hören will, für den ist die Gnadenzeit vorüber, er hat sich selbst das Gericht gesprochen. „Heute, so ihr seine Stimme höret, so verstocket eure Herzen nicht!“ (Hebr. 4,7). Das ist evangelische Predigt. Ist das unbarmherzige Hast? Nichts ist unbarmherziger als den Menschen vorzuspiegeln, dass sie noch Zeit hätten zur Umkehr. Nichts ist barmherziger, nichts ist frohere Botschaft als dies, dass die Sache eilt, dass das Reich sehr nahe ist. Der Bote kann nicht warten, bis es jedem immer wieder und jedem in seiner Sprache gesagt ist. Gottes Sprache ist klar genug. Der Bote verfügt auch nicht darüber, wer hören wird und wer nicht. Gott allein kennt die, „die es wert sind“. Diese aber werden das Wort hören, so wie es von den Jüngern gesagt wird. Wehe aber der Stadt und dem Haus, da der Bote Jesu nicht aufgenommen wird!“ (Dietrich Bonhoeffer)